Rundbrief September 2017

Zwischenzeit

Die Zwischenzeit ist eine Zeit des Übergangs, des Vorübergehens und des Vorübergehenden. Sie birgt nichts Bleibendes in sich, sondern fordert zum nächsten Schritt, zu einem neuen Stadium des Erlebens auf. Sie initiiert Veränderungen und drängt zu Weiterem, auch Ungewissem. Die Zwischenzeit ist eine Zeit des Reifens, der Ablösung. Es fehlt ihr die innere Kontinuität zu etwas fest Gefügtem hin.

„Was hast du in der Zwischenzeit getan, gelernt?“ „War die letzte Zwischenzeit sinnvoll für dich oder hast du sie als ein tragisches Vakuum erlebt?“ So oder ähnlich mögen die Fragen lauten, mit denen sich mancher Zeitgenosse konfrontiert sieht. Er wird sie mit dankbarer Zufriedenheit oder mit stechenden Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen beantworten können.

Im Dazwischen, den gewünschten und ungewollten Tagesereignissen, leben zu müssen, ist eines der axiomatischen Phänomene, die unser Dasein bestimmen. Die Klage der Vorsokratiker, dem „Dia“ nicht entrinnen zu können, hallt noch immer als seelischer Notruf durch die Lebensräume vieler Leidender. Sie hätten keine klare Orientierung, sie spürten ihre Identität nicht oder nicht mehr. (Hier scheint Nietzsches Beobachtung auf, nach der die Depression die „Windstille der Seele“ ist.)

Das Zwischen hat keine feste Kontur, sondern bleibt ein Fließendes. Und dennoch verharren in ihm, trotz allen Aufbruchs, existentielle Postulate, denen sich der ernsthaft Reflektierende nicht entziehen kann. Der Benediktiner Elmar Salmann, emeritierter Dozent an der Hochschule San Anselmo in Rom, sagt sehr treffend: „Die Lebensgeschichte eines Menschen ist nichts anderes als das dauernde Experiment ständig neuer Selbstinterpretation.“ Die sokratische Frage „Wer bin ich?“ musste der narzisstischen Statusfrage „Was bin ich?“ rigoros weichen. Doch das Dilemma bricht im Seelischen auf: „Wer sein seelisches Sein verleugnet, hört auf, als Mensch zu existieren.“ (Arno Gruen)

Wo aber ist die Selbstentdeckung der eigenen Persönlichkeit mehr vonnöten als im Führungshandeln, das auf Andere Einfluss nimmt? Die Reife einer Führungspersönlichkeit manifestiert sich auch darin, eigenen und fremden Gefühlen weitgehend angstfrei begegnen zu können. Seelische Reife bedeutet damit, den Schritt vom Rationalen, vom Kognitiven, zu einem emotionalen Offensein vollziehen zu können. Diesem und weiteren Anliegen widmen wir uns in unseren Veranstaltungen, um die Teilnehmenden in ihrer eigenen Identität zu stärken. Denn in der inneren Leere zu verschwinden, verhindert jegliche Entfaltung der Persönlichkeit!

Zitat aus unseren Seminarinhalten

„Wer in sich hineinhört, nimmt die Stimme der Stille wahr.“

Weitere Rundbriefe

Die Stille im Denken

Neun Monate ist es inzwischen her, dass Baldur Kirchner, der Begründer unseres Instituts, verstorben ist. Neun Monate, in denen wir ...

Traurige Nachricht

Leider müssen wir Ihnen heute die traurige Nachricht überbringen, dass Baldur Kirchner am 17. April im Alter von 83 Jahren ...

Verschmutzung im Wesensinneren

In einem Interview über das seelische Verletztsein eines Volkes zeichnet der Philosoph Peter Sloterdijk ein knappes Psychogramm dieses Traumas. Er ...

alle Rundbriefe

Kontaktieren Sie uns

Wir helfen gerne weiter

Sandra Dombrowski

Sandra Dombrowski

Leiterin Seminarorganisation

info@kirchner-seminare.de

0821 - 99 88 30 85

Wir sind Montag bis Donnerstag von 8:30 bis 17:00 Uhr für Sie da.

Standort

Kirchner-Seminare GbR

Zeugplatz 7

86150 Augsburg

Ihre Nachricht an uns