Vor einiger Zeit betitelte die Philosophin Rebekka Reinhard einen ihrer Vorträge mit den Worten „Der Umweg ist das Ziel“. In manchen Zeitgenossen – nicht zuletzt im Management agierenden – mag bei solch einer Ankündigung das schaurige Entsetzen aufsteigen; duldet doch gerade der Leistungsalltag keinerlei Verzögerungen auf der schon lange fixierten Zielgeraden. Ja, ein effizienzgetriebenes Lebensverständnis gestattet keine Umwege, weil ein möglicher und drohender Verlust des Leistbaren zu einem unerwünschten Spurwechsel führen könnte. Die Steigerung dieser pathologisch verdächtigen Geradlinigkeit erstreben besonders jene Mitmenschen, die für ihre – vor allem wirtschaftliche – Überlegenheit sogar die „Überholspur“ belagern. Kein Wunder also, dass sich das konkurrierende Rennen auf der Überholspur auch in der aktuellen Sprache manifestiert. So liest man allerorten etwa folgende Schlagzeilen: „Möbelhandel will auf die Überholspur wechseln“, „Dax wechselt 2015 auf die Überholspur“, „Die Fantastischen Vier auf der Überholspur“, „Tegernseer Badeenten auf der Überholspur“, „Jaguar ist derzeit wieder auf der Überholspur unterwegs“.
Ist es ein neuer kollektiver Charakterzug, gar eine gesellschaftliche Habitus-Störung, sich vorwiegend nur noch in der Metapher des Großspurigen, Megalomanen, zu gebärden? Wo aber bleibt der notwendig gewordene Blick für das Unwägbare, nicht Planbare, nicht Vorhersagbare, eben für das vom „normalen“ Weg Abweichende? Wie sehr ist der heutige Mensch bereit, sich den Imponderabilien, den Lebenseingriffen in sein persönliches Dasein zu stellen? Das Leben schlechthin ist nun einmal unwägbar und kaum kontrollierbar!… Ein vielleicht besonders tragisches Axiom! Die Umwege des Lebens zu akzeptieren, das Unvollkommene zu respektieren, zeichnet dagegen eine stabile Persönlichkeit aus.
Die reife menschliche Persönlichkeit hingegen hat für sich selbst eine ausgewogene Korrelation von Lebenskunst und Lebensangst gefunden. Sich mit dem Ungewissen, dem Nicht-Alltäglichen zu beschäftigen, die sonderbaren Lebenswege anzunehmen, fördert den realen Sinnbezug des Einzelnen. Aus ihm erwächst der Grad von Eigenwilligkeit und Individualität. Der Manie des Berechenbaren, einem belastenden Perfektionsstreben allerdings verfallen zu sein, lässt die Lebensangst in eine geradezu unbeherrschbare Höhe wachsen.
„Handeln lehrt die Philosophie“, sagt der römische Stoiker Seneca. Insofern ist Philosophie auch Psychotherapie, als sie zum Handeln auffordert und damit das Lebensgefühl fundamental zu verändern hilft.
In unseren Veranstaltungen – den Seminaren, Kolloquien und Vorträgen – lehren wir kommunikatives Handeln als Ausdruck der Persönlichkeit. Methodisch verbinden wir das theoretische Angebot mit angemessenen Übungen und individuellen Gesprächen mit dem Einzelnen.
Zitat aus unseren Seminarinhalten
„Erst die Erforschung der eigenen Persönlichkeit legt das Fundament für eine menschlich akzeptierte Führungsautorität.“