Rundbrief April 2016

Sprache als Lebens-Mittel

Vermutlich hätte sich der Philosoph Martin Heidegger – verärgert über die sprachliche Dekadenz der Gegenwart – abgewandt, wenn er gehört hätte: „Kommst du Bahnhof oder hast du Auto?“ Ebenso wenig wäre er erfreut gewesen über Floskeln wie „Wir gehen Kino“ oder „Muss mal eben auf Toilette“. Die Berliner Sprachwissenschaftlerin Diana Marossek hat für diese sprachlichen Erscheinungsformen den Begriff „Kurzdeutsch“ geprägt. Es scheint, als sprächen inzwischen nicht nur viele jugendliche Migranten in diesem präpositions- und artikellosen Gettostil. Nein, auch auf den erwachsenen Zeitgenossen ist dieses Kurzdeutsch übergehüpft. Sprache im Fast-Food-Stil, zubereitet von einer geistig peripher lebenden Kiosk-Gesellschaft?

In seinem großartigen Werk „Sein und Zeit“ dagegen erhebt Martin Heidegger den Wert der Sprache – und insbesondere die Rede – zu einem fundamentalen Phänomen unseres Daseins schlechthin. Er schreibt: „Das existenzial-ontologische Fundament der Sprache ist die Rede…Das Dasein hat Sprache…Der Mensch zeigt sich als Seiendes, das redet.“ In den weiteren Ausführungen ordnet er der Sprache das absolute „In-der-Welt-sein“ zu. Gewiss ist auch das asthmatische Kurzdeutsch ein linguistischer Bestandteil unseres Daseins; seine Ausstrahlung jedoch verblasst schon bald nach den doch zumeist salopp hingeworfenen Silbenhappen. Sprache aber „ist Offenbarung und Geheimnis zugleich.“ (Max Picard) Sie bedeutet mehr als ein momentanes Aufflackern, das der menschlichen Begegnung nur einen Seitenblick widmet. Sie ist ein Einlassen auf Bindung – und Bindung bedeutet mehr als das Sprechen und Hören von Phonetischem. Sprache ist Lebens-Mittel geworden seit ihrem Erschaffensein aus dem Wunsch nach Nähe zu allem Existierenden. Mit der Geburt der Sprache verschmolz das Menschsein mit seinem Ursprung, der ihm das wahre Erkennen durch den Geist und das Wort für immer angeboten hat.

Wir gehen in unseren Veranstaltungen den Weg einer von Verantwortung getragenen Sprache. Unsere Erfahrungen fließen vor allem in jene Seminare ein, die sich dem gesprochenen Wort widmen. Sei es die Überzeugungsfähigkeit des Einzelnen, die wir besprechen, oder sei es das Konfliktverhalten, das wir analysieren: Stets begleiten wir den Teilnehmenden in der Gruppe und in Einzelgesprächen bei seinen Anliegen. In den Seminaren, in denen die Achtsamkeit im Mittelpunkt steht, hilft der Blick in die Innenwelt, um den Selbstwert zu erkennen und danach die persönliche Lebensgestaltung auszurichten.

Unsere Homepage bietet Ihnen die Termine für das jeweilige Seminar an.

Neuerscheinung

Nach 2 Jahren des Daseins in der virtuellen Welt hat es der Sprachblogger auch in die reale Welt geschafft: mit seinem Buch “Haben Sie Lotto? – Der sprachliche Alltag kritisch betrachtet”. In dieser Neuerscheinung sind die besten Posts aus 2 Jahren der wöchentlichen Kolumne “Der Sprachblogger” zusammengefasst. Dort stolpern die Autoren Johannes August und Sebastian Kirchner ständig über allerhand Interessantes, Kritikwürdiges, Erheiterndes und Nachdenkenswertes aus dem weiten Feld der zumeist deutschen Sprache und Kommunikation.

Beispielsweise führte die Ansage eines Piloten durch seine extravagante Pausensetzung zu einer kleinen Panikattacke bei den Passagieren: “Meine Damen und Herren, hier spricht Ihr Captain. Wir verlieren an Höhe. [Pause] das liegt daran, dass wir bald landen werden…”

Der Inhalt:

• Etymologie

• Orthographie

• Terminologie

• Pragmatik

• Sprachstücke

• Fremdsprachliches

• Neologismus

• Grammatik

Wenn Sie uns eine E-Mail schreiben senden wir Ihnen dieses Buch gerne zum Preis von 14,90 € zzgl. Versandkosten zu.

Zitat aus unseren Seminarinhalten

„Im Sprechen und im Hören finden jene Begegnungen statt, die einen Dialog zur Reife führen.“

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