Die Todeszelle im Texas State Prison misst kaum drei Quadratmeter. Ein enger Raum, der in seiner Beklemmung den Atem abschnüren kann. Ein Priester sagt, hier rieche man den Tod. In diesem Raum ist keine Bewegung mehr möglich, das einmal Geschaffene wird zerstört. Bedrückend war auch der Hungerbunker in Auschwitz, in den der polnische Ordensmann Maximilian Kolbe freiwillig gegangen ist, um das Leben eines Familienvaters zu retten, an dessen Stelle er sich dem Tod auslieferte.
Das verordnete Raumerlebnis reduziert uns auf unsere Existenz schlechthin. Bedrohte und misshandelte Frauen fliehen aus der häuslichen Gefahrenzone in eine ungewisse Geborgenheit von Frauenhäusern. Und nicht zuletzt suchen immer wieder Menschen aus fernen kulturellen Lebensräumen die Ufer einer neuen Existenz, ihr Kentern und Scheitern vor Augen. In solchen Erlebnissen begegnen sich Außen- und Innenwelt, besonders in Krisenzeiten und seelischen Katastrophen. Hier vor allem schreit unser Lebensgefühl nach Offensein, nach geöffneten Räumen, um das Pulsieren der Welt zu spüren. Wo jedoch die Innenwelt vergittert ist, erscheinen Räume oftmals mauerdick. In seinem Gedicht „Der Panther“ schreibt Rilke: „Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe so müd geworden, daß er nichts mehr hält. Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt.“ Der depressive Mensch kann sich aus seiner „Seelenfinsternis“ (Kuiper) nicht befreien, weil ihm der Antrieb fehlt, die dunklen schweren Vorhänge seiner Lebensstunden aufzuziehen.
Doch auch der welterfüllte Mensch muss seine Raumbeziehungen genau beobachten, häufiger auch neu begreifen. Der indische Philosoph Jiddu Krishnamurti sagt: „Ihr habt so wenig Raum in Eurem Geist. Er ist so vollgestopft mit Worten, Erinnerungen, Wissen, Erfahrungen und Problemen. Da ist kaum noch etwas Raum übrig neben dem ewigen Geschwätz der Gedanken.“ Und in einem anderen Vortrag, den er im Jahre 1973 in San Francisco gehalten hat, stellt er Fragen, die auch unser gegenwärtiges Krisenklima in seiner harten Aktualität charakterisieren: „Haben Sie schon einmal bemerkt, wie wenig Raum wir haben – sowohl äußerlich als auch innerlich? Da wir in riesigen Städten leben, in winzigen Wohnungen, in beengten Verhältnissen, werden wir gewalttätiger, da wir physisch Raum brauchen. Haben Sie auch bemerkt, wie wenig Raum wir innerlich, psychisch haben?“
Die reife menschliche Persönlichkeit schafft sich geistige Räume und hält sich gern in ihnen auf. Es ist die Gedankenwelt, die uns illustre Schauplätze schenkt. Phantasien blühen dort, wo wir unsere Lust am Spielerischen nicht verloren haben. Wir bleiben immer homo ludens, der spielende Mensch. Für die Designer der Automobilhersteller z. B. gilt die Maxime: Kreativität braucht Raum! So tritt aus einem kreativen Chaos das zu sehenswerter Gestalt Gewordene hervor und inspiriert zugleich zu neuen Idealen.
Schließich sei unser innerster Raum angesprochen, der tiefe Grund unseres Lebensgefühls, in dem unser Wesen beheimatet ist. Wir können dieses Bei-uns-Sein auch als unsere Identität beschreiben. Wenn wir in stürmischen Zeiten zur Zufriedenheit gelangen wollen, wird uns unsere persönliche Innenwelt eine sichere Zufluchtsstätte sein.
Mit den geistigen Angeboten unserer Veranstaltungen tragen wir für jeden Einzelnen zur Harmonie in seinem Lebensgefühl bei.
Zitat aus unseren Seminarinhalten
„Die Überzeugungskraft wird im Inneren der Persönlichkeit geboren.“