Rundbrief Januar 2014

Lebensqualität

Mit seinem Buchtitel „Du mußt dein Leben ändern“ hat sich der Philosoph Peter Sloterdijk an Rilkes Gedicht „Archaischer Torso Apollos“ angelehnt. Rilke hat dieses Sonett im Frühsommer 1908 in Paris geschrieben und begründet diese von Sloterdijk zitierte letzte Zeile in einem Brief mit folgenden Worten: „Was ist anderes unser Metier als Anlässe zur Veränderung rein und groß und frei hinzustellen“. Und Sloterdijk greift in seinen Überlegungen zur „Anthropotechnik“ das allem menschlichen Sein immanent Notwendige auf: das Leben als Übung zu betrachten.

Aus dem Torso des Unvollkommenen herauszuwachsen und sich selbst in einen neuen Sinnbezug zu begeben, ist ein wesentlicher Auftrag, den unser Menschsein erhalten hat. Von dem Wunsch nach Selbstverwirklichung getragen, bemühen sich viele, den in der Wesenstiefe angelegten wartenden kreativen Impulsen Raum zu geben. Nicht selten liegt bereits in diesem inneren Wegbereiten ein Ursprung für die eigene Lebensqualität. Denn Lebensqualität und Veränderung bilden oftmals eine korrelierende Erfahrung, die Freude schenkt. Diese Freude wird umso intensiver erlebt, je mehr sie zu Gelassenheit und Zufriedenheit führt.

Den Rilke’schen Imperativ indes „Du mußt dein Leben ändern“ verspüren manche Zeitgenossen als ein dringendes Postulat an die eigene Lebensgestaltung. Gerade am Beginn eines neuen Jahres breitet sich dieser seelische Aufruf wie ein schuldbewusster Zwang zur Kurskorrektur im Alltag des Einzelnen aus. Soll wahre Lebensqualität zu einem Grundgefühl menschlichen Wohlbehagens werden, so darf der „einübende Mensch“(Sloterdijk) die Entwicklung jener persönlichen Werte nicht vernachlässigen, die ihm einen souveränen Umgang mit dem Leben ermöglichen.

Für Führungskräfte der Wirtschaft und Politik gilt ihr kommunikatives Erscheinungsbild als ganz besonderer Ausdruck ihrer Wertbeziehung zu den Geschehnissen des Alltags. Die Sprache des Führenden vermittelt eben nicht nur Inhaltliches, sondern ebenso seine Geist- und Seelenseite. Mit Heidegger können wir sagen, „Sein, das verstanden werden kann, ist Sprache“. Ebenso aber gilt auch, eine vom „Sein“ verlassene Sprache „ gerät zum Geschwätz“. Sinnvolles Kommunizieren und Führen prägen daher das Profil dessen, der das Erlebte in lebendiges Überzeugen zu verwandeln vermag.

Insofern vermitteln Führende für die Geführten eine beinahe bleibende Lebensqualität, als sie ein vertrauensbildendes Autoritätserlebnis anbieten. Wo die hierarchische Distanz schmilzt, kann sich ein weitgehend konfliktfreies Miteinander entfalten. In einer harmonischen Tageskultur zu leben, fördert die Persönlichkeitsentfaltung und öffnet den Blick für die tiefer liegenden deutbaren Innenräume. Seinen seelischen Habitus zu kennen und zu beobachten, wie er sich in eindringliche Sprache verwandelt, lässt die Individualität des Einzelnen als markante Gestalt erscheinen.

Wir tragen mit unseren Veranstaltungen in besonderer Weise zu einer Beseelung der Kommunikation bei. Dies erscheint uns umso notwendiger, als zahlreiche Personen des öffentlichen Lebens durch stereotype Sprachmuster mehr das Entfremdende propagieren und verkörpern, als zu einer greifbaren dialogischen Nähe einzuladen.

Weitere Rundbriefe

Die Stille im Denken

Neun Monate ist es inzwischen her, dass Baldur Kirchner, der Begründer unseres Instituts, verstorben ist. Neun Monate, in denen wir ...

Traurige Nachricht

Leider müssen wir Ihnen heute die traurige Nachricht überbringen, dass Baldur Kirchner am 17. April im Alter von 83 Jahren ...

Verschmutzung im Wesensinneren

In einem Interview über das seelische Verletztsein eines Volkes zeichnet der Philosoph Peter Sloterdijk ein knappes Psychogramm dieses Traumas. Er ...

alle Rundbriefe

Kontaktieren Sie uns

Wir helfen gerne weiter

Sandra Dombrowski

Sandra Dombrowski

Leiterin Seminarorganisation

info@kirchner-seminare.de

0821 - 99 88 30 85

Wir sind Montag bis Donnerstag von 8:30 bis 17:00 Uhr für Sie da.

Standort

Kirchner-Seminare GbR

Zeugplatz 7

86150 Augsburg

Ihre Nachricht an uns