Rundbrief November 2018

Leben in einer Restidentität

Die Buchsensation des Jahres 2008 stammt von einem Krebspatienten. Randy Pausch, Professor für Computerwissenschaft an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh, Pennsylvania, hat mit seiner „Last Lecture – Die Lehren meines Lebens“ einen Welt-Bestseller geschrieben. Er umarmt darin gleichsam das Leben ein letztes Mal und schenkt allen Lesern eine Berührung mit dem wahren Glücksgefühl. Er, der unheilbar an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt ist – er starb mit 48 Jahren – , findet noch die Kraft, insbesondere seinen drei Kindern Dylan, Logan und Chloe eine Botschaft zu hinterlassen, die zu ihrer Lebensmaxime werden sollte: „Glück und ein erfülltes Leben findet nur, wer sich seine Kindheitsträume erfüllt und anderen dabei hilft, ihre Träume wahr werden zu lassen.“

Obwohl mit dem Verlust der Identität die Persönlichkeit allmählich auseinanderfällt, das Ganzhafte sich in Reste aufzulösen droht, bleibt dennoch das Ursprüngliche, das Würdevolle unseres Menschseins erhalten. („Es ist, als würde ich dem Vater in Zeitlupe beim Verbluten zusehen. Das Leben sickert Tropfen für Tropfen aus ihm heraus.“ – Arno Geiger in: „Der alte König in seinem Exil“ über den Verfall seines an Demenz erkrankten Vaters.)

Doch Restidentität meint noch mehr als das Ende des urgeformt Körperlichen. Sie charakterisiert vor allem das gesellschaftlich beobachtbare oberflächliche Wissen über die eigene Persönlichkeit, den gleichgültigen Selbstbezug gegenüber der eigenen Seelenwelt. Wer in einer Distanz zu seiner Identität lebt, wird auch weiterhin seine Entfremdung kultivieren. Und wer in einen zertrümmerten Spiegel schaut, erblickt auch sein Antlitz in einem zersplitterten Zustand. Er nimmt eben nur jene Bruchstücke seines Erscheinens wahr, die ihm sein Scherbengesicht widerspiegelt. Es bleibt ihm somit manche Erkenntnis verborgen, die sein Inneres für ihn bereithält und die ihn möglicherweise zu einem besseren Lebensgefühl führen könnte. Das Ich seiner inneren Lebensgeschichte bleibt verkrustet, die Distanz zu sich selbst verhärtet.

Erst die ernsthafte Beschäftigung mit der eigenen Persönlichkeit hingegen löst die seelische Entfremdung auf, die sich durch eine kalte erzieherische Fehlprägung gebildet haben kann. Nicht zuletzt verrät auch das sprachliche Erscheinungsbild des Einzelnen, welchen Wandel er durchlebt oder gar durchlitten hat. Wenn das Veränderbare in unserem Menschsein eine Chance erhält, tritt eine Entwicklung der Persönlichkeit ein!

Auf diesen Weg eines persönlichen Neuverstehens führen wir jene, die unsere Veranstaltungen besuchen. Unsere geistigen Impulse sind Begleiter zu einem souveränen und harmonischen Lebensmodus hin.

Zitat aus unseren Seminarinhalten

„In der psychisch stabilen Persönlichkeit verbinden sich Leib und Seele zu sichtbar gewordener Harmonie!“

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