Wer in Extremen lebt, hat sein inneres Gleichgewicht verloren oder es noch niemals erfahren. Denn in der Persönlichkeitsbetrachtung ist mit „innerem Gleichgewicht“ ein Lebensgefühl gemeint, in dem sich die menschliche Persönlichkeit für längere Zeit in einem Stadium der Harmonie und Ausgeglichenheit, also in ihrer Mitte lebend, befindet. Aus diesem tieferen Wohlbefinden strömt die notwendige Kraft, die den Menschen befähigt, auch schwierigere Alltagsthemen zu bewältigen.
Zahlreiche Führende der Gegenwart allerdings hinterlassen in ihrem Kommunikationsverhalten den Eindruck, ihr „seelisches Randbefinden“ nur mühsam verbergen zu können. Erkennbar wird dieses Dilemma z. B. an einer unsicheren Darstellungsweise, an einer gereizten Gesprächsführung, an Schwierigkeiten in der Wortfindung oder an einer unentschlossen wirkenden Argumentation.
Wo ein instabiles Persönlichkeitsfundament die Überzeugungsfähigkeit des Gesprächspartners schwächt, ist der Einzelne aufgerufen, tiefer zu den Ursachen seines wenig beeindruckenden Gebarens und Auftretens vorzudringen. Es ist auch kaum tröstlich, dass das Erlebnis, aus den inneren Fugen geraten zu sein, scheinbar eine zutiefst menschliche – und damit geradezu zeitlose – Beobachtung darstellt. Die Disziplin in der Lebensführung nämlich ist allemal notwendig, um zu innerer Ausgeglichenheit zu gelangen; nicht zuletzt durch einen maßvollen Umgang mit der eigenen Bedürfnishaltung. Dazu ermuntern zahlreiche Geistesgrößen aller kulturellen Epochen.
So etwa mahnt Petrus Abaelardus (1079 – 1142) in seinem „Gespräch eines Philosophen, eines Juden und eines Christen“ zu einem maßvollen Leben, das „Seelenstärke und Standhaftigkeit“ gleichermaßen hervorbringt. „Die Furcht nämlich vor einer Sache, die wir nicht wollen, oder die Begierde nach jener, die wir wollen, wenn sie so groß sein sollten, dass sie die Vernunft überflügeln, halten den Sinn leicht von einem guten Vorsatz ab und führen zum Gegenteil.“ Und er fährt fort: „… das Maß ist die feste und angemessene Herrschaft der Vernunft über die Begierde und die anderen fehlgeleiteten Triebfedern der Seele.“ Das damit verbundene Durchhaltevermögen bezeichnet er „als eine Tugend, durch die wir bei der Ausführung dieses Vorhabens beständig beharren“.
Manchem Zeitgenossen mögen solche oder ähnliche Postulate als ziemlich vertrocknet erscheinen, reanimiert aus der verstaubten Truhe ehemals gültiger Tugendlehren. Jenen sei aber gesagt, dass das innere Gleichgewicht eine zeitlose Voraussetzung für ein harmonisches seelisches Gedeihen bedeutet. Die erschütternden Bilder aktueller psychischer Erkrankungen (Depression, Borderline-Störungen), die ein Symptom gegenwärtiger Sinnentfremdung widerspiegeln, fordern den Einzelnen einmal mehr auf, seinen Blick für längere Zeit nunmehr nach innen zu lenken.
Für diesen Weg zu einer reflektierenden Innenschau halten wir ein besonderes geistig-sprachliches und psychisches Angebot bereit. Besonders deshalb, weil die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Seminaren für ihre weitere Persönlichkeitsentwicklung Empfehlungen erhalten, die in den abschließenden individuellen Einzelgesprächen mit dem Seminarleiter vertieft werden.
Zitat aus unseren Seminarinhalten
„Die innerlich ausgeglichene Persönlichkeit vermittelt Klarheit in ihrem Führungsverständnis, weil sie für sich selbst Klarheit gewonnen hat.“