Rundbrief Dezember 2015

Die Unzufriedenheit anschauen

„Und, schon einen Porsche gekauft?“, fragt die junge Scarlett Johansson den deprimierten älteren Bill Murray im Film „Lost in Translation“. Das ist die eine, vermeintlich sorglose, jedoch ironische Seite des Lebens. Jenseits dieser sinnlos gewordenen und pathologisch anmutenden Lebenserwartung rufen die Initiatoren des „Kauf-nix-Tages“ zum Verzicht auf den Shopping-Rausch auf. Weil der Mensch der Gegenwart unter „Konsumverstopfung und Konsum-Burnout“ (Uni Oldenburg) leide, sei es umso notwendiger, eine neue Balance im Umgang mit den Konsumangeboten zu finden.

Sich zwischen den Welten verloren zu fühlen, die Ambivalenz zwischen dem Sinngebenden und dem Peripheren nur schwer aushalten zu können, festgefahren zu sein, den geplanten Lebensentwurf (noch) nicht gelebt zu haben, auf der Stelle zu treten und sich der Unzufriedenheit beugen zu müssen – das sind Wahrnehmungen einer tiefen Frustration, die das Lebensgefühl manches Zeitgenossen – eben nicht nur im Film – überschatten.

Wer seelisch aufatmen will, muss sich seiner Unzufriedenheit stellen! Die Empfehlung des Philosophen Immanuel Kant „Ich kann, weil ich will, was ich muss“ – ist ein zeitlos gewordenes Postulat, das dem Einzelnen eine Tür zu seinem Selbstbegreifen öffnet.

Was bedeutet Unzufriedenheit? Unzufriedene Menschen leben zumeist in der quälenden Spannung zwischen dem gewünschten Möglichen und dem noch nicht hinreichend beachtet Wirklichen. Mit dem Verweilen in der beinahe täglichen Wunschtragödie blähen sich Phantasien auf, die dem Illusionären huldigen und ihm einen nahezu unkontrollierbaren Weg bereiten. Wenn sich aber die schreckliche Realität in der Gestalt einer Krise nähert, wird das Ich in einen seelischen Zustand geworfen, der ihm sagt, zu einem anderen, vermutlich sinnvolleren Lebenskonzept aufzubrechen. Es könnte darin bestehen, sich mit Wenigerem zu begnügen, mit mehr nach dem Innen gerichteter Achtsamkeit durch den Tag zu gehen. Die eigene Unzufriedenheit anzuschauen, kann daher eine Wende im Lebensgefühl herbeiführen, die zu einer Besonnenheit mahnt, die inneren Kraftquellen künftig behutsamer zu pflegen.

Wir haben auch im vergangenen Jahr durch unser geistiges Angebot dazu beigetragen, dass im Leben vieler Zuhörer und Seminarteilnehmer ein neues Selbstverständnis wachsen konnte. Deshalb danken wir allen, die sich uns anvertraut und unsere Begleitung gesucht haben.

Wir freuen uns auf die Begegnungen im Jahre 2016 und auf ein dialogreiches Miteinander.

Neuerscheinung

Nach 2 Jahren des Daseins in der virtuellen Welt hat es der Sprachblogger auch in die reale Welt geschafft: mit seinem Buch “Haben Sie Lotto? – Der sprachliche Alltag kritisch betrachtet”. In dieser Neuerscheinung sind die besten Posts aus 2 Jahren der wöchentlichen Kolumne “Der Sprachblogger” zusammengefasst. Dort stolpern die Autoren Johannes August und Sebastian Kirchner ständig über allerhand Interessantes, Kritikwürdiges, Erheiterndes und Nachdenkenswertes aus dem weiten Feld der zumeist deutschen Sprache und Kommunikation.

Beispielsweise führte die Ansage eines Piloten durch seine extravagante Pausensetzung zu einer kleinen Panikattacke bei den Passagieren: “Meine Damen und Herren, hier spricht Ihr Captain. Wir verlieren an Höhe. [Pause] das liegt daran, dass wir bald landen werden…”

Der Inhalt:

• Etymologie

• Orthographie

• Terminologie

• Pragmatik

• Sprachstücke

• Fremdsprachliches

• Neologismus

• Grammatik

Wenn Sie uns eine E-Mail schreiben senden wir Ihnen dieses Buch gerne zum Preis von 14,90 € zzgl. Versandkosten zu.

Zitat aus unseren Seminarinhalten

„Im Sprechen und im Hören finden jene Begegnungen statt, die einen Dialog zur Reife führen.“

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