Der amerikanische Psychotherapeut Carl Rogers (1902 – 1987) ist vor allem durch die Entwicklung der klientenzentrierten Gesprächstherapie bekannt geworden. Er schreibt über einen Grundkonflikt im seelischen Befinden der menschlichen Persönlichkeit: „In meinen Beziehungen zu Menschen habe ich herausgefunden, dass es auf lange Sicht nicht hilft, so zu tun, als wäre ich jemand, der ich nicht bin. Es hilft nicht, ruhig und freundlich zu tun, wenn ich eigentlich ärgerlich bin und Bedenken habe…Es hilft nicht, so zu tun, als wäre ich voller Sicherheit, wenn ich eigentlich ängstlich und unsicher bin.“
Sich der Fremderwartung zu beugen oder dem Verwurzeltsein in der eigenen Identität zu folgen – darin besteht noch immer die quälende Ambivalenz im Lebensgefühl zahlreicher Mitmenschen. Das „außengelenkte Selbst“ (Arno Gruen) erliegt der kollektiven Erwartung, gefallen zu müssen; seine Angst vor Ablehnung verführt es zu einer seelischen Tarnung, in der seine Selbstentfremdung gedeiht. Für viele auf Wirkung bedachte Persönlichkeiten wird es deshalb wohl notwendig sein, das Verständnis ihrer eigenen Identität neu zu überprüfen und zu erspüren. Noch immer meint ja „Identität“ die Wesenseinheit mit sich selbst, die Einmaligkeit, die uns von anderen unterscheidet. Die seelische Autonomie, das individuelle Unabhängigsein, ist aber dort gefährdet, wo sich ein Mensch beinahe ausschließlich einer Identifikation übergibt, gleichsam seine Innenwelt verlässt, eines vermeintlich höheren Identifikationsgutes wegen. Denn diese Hingabe gleicht einem Verrat an seinem Selbst, weil sie die eigenen Wertmuster ignoriert. Jegliches Selbstbelügen jedoch blockiert die Persönlichkeitsentwicklung! (Siehe die narzisstische Persönlichkeitsstruktur!)
Wo sich innere Leere ausbreitet, strebt ein Mensch danach, zumindest seine äußere Identität zu kultivieren. Zeigt schon das seelische Fundament gewaltige Risse, so soll wenigstens sein äußeres Persönlichkeitsprofil für das soziale Umfeld in einem günstigen Licht erscheinen. Das Bedürfnis, ein solches Ansehen aufrechtzuerhalten, entwickelt Macht- und gar Zerstörungstendenzen. Sie äußern sich besonders im kommunikativen Gebaren dieser Personen.
Persönlichkeitsentwicklung jedoch, wie wir sie in unserer geistigen Arbeit verstehen, beschreitet den Weg der Selbsterforschung. Sie ist allerdings notwendig, um die Phänomene „Anpassung“ und „seelische Autonomie“ zu einer ausgewogenen Selbstwahrnehmung im eigenen Innenraum zu führen.
Allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die unsere Veranstaltungen besucht haben, danken wir für das Vertrauen, das sie uns geschenkt haben. All jene, die auf ihrem Weg zur persönlichen Weiterentwicklung Selbstfindung und seelische Autonomie verbinden möchten, bieten wir auch 2018 gern unsere Begleitung an.
Neues Seminar: Selbstsicher Auftreten
Gerade in einer von Unordnung und Aufbruch gekennzeichneten Zeit – nennen Sie es ruhig VUCA und Disruption – ist es wichtig, Position zu beziehen und Orientierung zu bieten. Doch nur, wer sich selbst etwas zutraut, dem trauen auch andere etwas zu. Und so stellt ein gesundes Selbstvertrauen die Grundlage für Führungs- und Überzeugungsvermögen dar. Perfektionismus, Harmoniestreben und Angst vor Veränderung machen manchen allerdings einen Strich durch die Rechnung, und so stehen sie sich selbst im Weg.
Die regelmäßige Beobachtung dieses Phänomens im Alltag bringt uns dazu, nun ein neues, zweitägiges Seminar anzubieten, das sich mit Selbstbewusstsein und Selbstzweifeln beschäftigt. Durch bewährte Coaching-Ansätze und Kleingruppen-Arbeit erhält dort jeder Teilnehmer genügend Raum, sich den eigenen Fragen zu widmen. Wie man sozialverträglich Nein sagt, Nervosität überwindet oder für die eigenen Bedürfnisse sorgt, sind weitere Themen des Seminars.
https://www.kirchner-seminare.de/rhetorik-und-dialektik-seminare/selbstsicher-auftreten-im-job
Zitat aus unseren Seminarinhalten
“Hinter jedem Vorwurf verbirgt sich ein verunglückter Wunsch.”