Wer den Zugang zu sich selbst, zu seiner eigenen Wesenstiefe finden will, möge sich zuerst mit seinen Gefühlen beschäftigen. Dies ist für Führende deshalb besonders wichtig, weil sie mit dieser Selbsterfahrung den von ihnen geführten Personen und ihren Anliegen mit einem tieferen Verständnis begegnen können. Im Käfig seiner eigenen Ängste zu leben, verhindert eine offene und vertrauensvolle Kommunikation.
Der dänische Arzt und Tiefenpsychologe Ewald Bohm, auf den der Begriff der „Verkopfungsneurose“ zurückgeht, sagt zeitkritisch sehr deutlich, was vor allem Führende bedenken sollten: „Diese Menschen zerreden alles und erleben nichts, sie sind sich nicht darüber im klaren, dass sie alles zerdenken und zerreden aus Angst vor dem Erleben. Sie glauben meist, sich vorzüglich zu kennen, haben aber eine unerhörte Panzerung. Sie glauben an die Allmacht der Gedanken. Der ganze Angstschutz wird mehr oder weniger durch den Mechanismus der Intellektualisierung bewältigt. Besonders unter den Akademikern heute ist diese Neurose nicht selten.“
Die wirkliche Gesprächsfähigkeit hingegen – etwa in der Partnerbeziehung – gedeiht in einem weitgehend angstfreien Raum. Damit ist gemeint, dass Menschen, die eng miteinander leben, fähig sein sollten, ihre positiven und belastenden Gefühle gegenseitig zu verbalisieren. Im Öffnen füreinander wächst die Nähe zum Du. Wo aber Nähe erlebt wird, schmilzt die Befürchtung, verletzt zu werden. Mit der Angstüberwindung gelingt die Weiterentwicklung der Persönlichkeit zu einem ausgewogeneren Lebensstil hin. Zugleich bietet das Offensein für Emotionalität die Chance, den Weg der Empathie, zum Verstehen „fremdseelischer Vorgänge“, zu ebnen.
Zitat aus unseren Seminarinhalten
„Wo Angst herrscht, kann sich kein Vertrauen bilden!“